Rot in Geschichte und Mythologie

Eine Übersicht über die Bedeutung der Farbe Rot in der Mythologie und im Volksglauben

Aphrodite, die Götting der Liebe

Rot ist die älteste und prominenteste Farbe der Menschheit und für viele von uns hat sie den stärksten Charakter. Darum habe ich euch einen kleinen Abriss aus der Geschichte, der Mythologie und dem Volksglauben rund um die Farbe Rot zusammengestellt.
Bedenkt bitte dass alle Themen im Zusammenhang mit dem Volksglauben ausgesprochen vage Angelegenheiten sind und nie für ein ganzes Volk gelten. Bräuche dieser Art waren oft von Dorf zu Dorf, ja sogar von Familie zu Familie unterschiedlich. Trotzdem gibt es einen... roten Faden, der sich durch die gesame Menschheit zu ziehen scheint. Fangen wir mal ganz am Anfang an, in der

Steinzeit

Die Geschichte der Farbe Rot beginnt, zumindest für uns nachvollziehbar, bereits in der Steinzeit. Angeblich war Rot die erste Farbe, die der Mensch wahrnehmen konnte. Bei Jägern und Sammlern war es die bedeutendste Farbe.
Durch die lebenserhaltenden Eigenschaften, die der Farbe zugeschrieben wurden, wurde roter Ocker häufig als Grabbeigabe in steinzeitlichen Begräbnisriten verwendet. Bis zu zehn Kilogramm, zu feinem Pulver zermahlenem Ocker wurden in solchen Grabstätten entdeckt.

Altamira Bison

Die Farbe Rot galt im Allgemeinen als die Farbe von Blut und Feuer.
Krieg, Zorn und Hass, das Blutvergießen ist rot, weshalb die Farbe auch den antiken Kriegsgöttern Ares und Phoebus zugeordnet wurden. Ebenso wie dem römischen Kriegsgott Mars. Diesen negativen Eigenschaften gegenüber stehen sehr angenehme Aspekte wie Liebe, Sexualität, Leidenschaft und Lust.

Ares, der Gott des Krieges

Im Altertum war die Farbe Rot im Gegensatz dazu dem weiblichen Prinzip, der Erde und Muttergottheit zugeordnet. Die Macht, Leben zu erhalten, wurde dem roten Ocker zugeschrieben, der in Ritualen verwendet und aus der Erde gewonnen wurde. Roter Ocker symbolisierte in dem Zusammenhang oftmals Fruchtbarkeit.

Jungsteinzeit

Die frühesten Viehzüchter haben anscheinend ihre Tiere gerne mit rotem Ocker oder Eisenoxid bemalt, um deren Fruchtbarkeit zu steigern. Höhlenmalereien in roter Farbe stellen oft magische Handlungen dar oder sind selbst als solche gedacht gewesen. Kunst als schöpferischer Akt hatte schon immer etwas Magisches an sich, findet ihr nicht?

Rot schützt vor bösen Geistern

Rot ist eine sehr starke und vor allem menschliche Farbe. Vom Altertum bis heute glauben manche Menschen, dass die Farbe Rot vor bösen Geistern und unliebsamen Einflüssen schützt.
Tiere, Bäume, Werkzeuge, Türen und Kleidungsstücke wurden daher mir roter Farbe bestrichen und verziert. Jäger und Krieger verliehen ihren Waffen durch einen roten Anstrich oder Verzierung mehr Durchschlagskraft. Die Waffen in das Blut erlegter Tiere zu tauchen, oder sich gar selbst damit einzuschmieren war ein Brauch, der im Altertum sehr wahrscheinlich praktiziert wurde.

Manche Völker schlachteten zur Feier einer Geburt ein besonders starkes Tier und badeten das Neugeborene in dessen rotem Blut, damit der mächtige Geist des Tieres auf das Kind übergehen und es ebenso stark machen sollte.

Germanen & Angelsachsen

Rot war auch bei den alten Germanen die Farbe der Zauberei. Die Vitkar, altgermanische und nordische Runenmagier, trugen manchmal Gewänder mit roten Verzierungen. Das angelsächsische Wort für roten Ocker lautet teafor und ist offenbar mit dem altnordischen taufr verwandt, welches Zauber bedeutet.

Der germanische Gott Donar bzw. Thor hatte rotes Haar und einen roten Bart. Blies Thor in seinen roten Bart, konnte er Blitze schleudern. Rote Tiere waren dem Donar geweiht, wie beispielsweise das Rotkehlchen, der Rotfuchs oder das heimische, rote Eichhörnchen. Auch die Augen und der Bart des Jagdgottes Wotan (Odin) waren in feurigem Rot gehalten.

In der Sage von Siegfried dem Drachentöter wird berichtet, er habe seine (beinahe) Unverwundbarkeit durch ein Bad im heißen Blut des erlegten Drachen erlangt. Nur am Rücken, wo während des Bades ein Blatt klebte das er nicht entdecken konnte, blieb ein verwundbarer Fleck.

Ägypten

Im antiken Ägypten war die Farbe Rot dem Gott der Wüste und der Zerstörung zugeordnet, Seth. Der grüne Nilstreifen und sein Delta waren die Quelle von Ägyptens Leben und Reichtum, die rote Wüste verhieß allerdings nur den Tod. Deshalb ist Rot in der ägyptischen Kultur seit jeher ein Zeichen des Bösen. Schreiber hatten gar eine eigens hergestellte rote Tinte für übel beleumdete Wörter und Zeichen. Magier baten in ihren Zaubersprüchen oft um Erlösung aus der Hand von bösen, roten Dingen.

Seth, der Gott von Tod und Wüste

Israel

Die Israeliten die in der Bibel auftauchen, bestrichen manchmal ihre Türstöcke mit Blut und roter Farbe, um böse Geister fernzuhalten, eine Praxis die wir auch in Ostasien und anderen Kulturkreisen wiederfinden.

Die Etymologie der Farbe Rot im Hebräischen zeigt den selben Wortstamm auf für Rot (adom), sowie für Blut (dam). Nach der biblischen Schöpfungsgeschichte wurde Adam aus roter Erde erschaffen. Auch in der sumerischen Überlieferung entstand der erste Mensch aus Tonerde und dem Blut der Götter.

Ein roter Wollfaden, um das Handgelenk gebunden, ist ein Zeichen der Abwehr des Bösen und gilt als kabbalistischer Talisman. Ein Brauch der allerdings erst um 1900 entstanden zu sein scheint. Der rote Faden hat auch sein Äquivalent im Hinduismus.

Asien

Der Phönix und der Drache

Der Phönix ist der Feuervogel, der sich am Ende seiner Lebensspanne selbst verbrennt und verjüngt aus der Asche emporsteigt. Er symbolisiert zumeist die Gewalt, aber auch Wiedergeburt und Erneuerung, sowie die reinigende Wirkung der Flammen.
Der in chinesischen Legenden beheimatete zinnoberrote Vogel ist ebenfalls mit dem Phönix verwandt und wird auch als Essenz oder Substanz der Flamme bezeichnet. Er bringt ein langes Leben und Glück.

Der Familienschrein

In der Sinosphäre (China und kulturell chinesisch beeinflusste Gebiete Südostasiens wie Japan, Korea, Vietnam) ist Rot die Glücksfarbe. Primär deshalb, weil Monster (beispielsweise Totengeister oder das Neujahrsmonster Nian) panische Angst vor roten Dingen haben.

Wächterstatuen im Tempel in Da Nang

Russland

Im kalten Russland war die warme Farbe Rot als Farbe des Herdfeuers von jeher positiv besetzt. Seit der russischen Revolution wurde Rot zur Landesfarbe und findet sich im roten Platz oder der roten Armee wieder. Von dort hat Rot sich als politische Farbe des Sozialismus und Kommunismus etabliert.

Europäisches Mittelalter

Von der Römerzeit bis ins Mittelalter waren Rot und rotes Purpur die Farben der Macht, da satte, rote Farbstoffe teuer waren und dem einfachen Volk oft nicht erlaubt oder schlicht unerschwinglich.

Klatschmohn

Wo im Mittelalter Maria und diverse Engel noch rote Kleidung trugen oder sogar rote Haare hatten, wurde Rot ab etwa 1500 verteufelt (die Kardinäle trugen aber weiterhin rot). Jedenfalls war die Beziehung der Farbe Rot zur Sexualität den Kirchenvätern offenbar ein Dorn im Auge. Die roten Flammen wurden mit dem Teufel assoziiert und Menschen mit rotem Haar oft als Dirnen, Hexen und Schwarzmagier denunziert. Vorurteile, die sich lange gehalten haben. Der rote Klatschmohn wurde ebenfalls zur Teufelsblume erklärt.

Rotes Bettzeug wurde noch im Mittelalter verwendet, um vor Krankheiten zu schützen. Rot bemalte Amulette und Schmuck, der mit Rubin oder Granat verziert war, hatten vielfältige Schutzfunktionen vor Krankheiten oder dem bösen Blick.

Der Alchemist

In der mittelalterlichen Alchemie war die Rötung (Rubedo) eines Stoffes ein Zeichen, dass man sich dem Stein der Weisen annäherte. Oft handelte es sich dabei um Quecksilberoxid, was kein Problem darstellte, solange das alchemistische Mittel nur äusserlich zur Anwendung kam.

Purpur und Kardinalsrot im Mittelalter

Mit dem Niedergang des römischen Reiches ist die Bedeutung und Verwendung von Purpur in dem Maße zurückgegangen wie die Handelswege verfallen sind. Ostrom verwendete den Farbstoff zwar noch weiter, aber für den Westen war die Purpurzeit vorbei.

Ob die Käppchen und Gewänder der Kardinäle nun tatsächlich mit echtem Purpur gefärbt waren ist heute unklar. Möglicherweise waren die Gewänder damals schon scharlachrot, also nicht mit Purpur gefärbt, sondern mit Cochenille, das aus Schildläusen gewonnen wird.
Wir kennen Cochenille von Kosmetika wie Lippenstift und dem allseits (mehr oder weniger) beliebten Campari. Wie auch immer, Rot und Violett sind im Kreis der liturgischen Farben ein bedeutender Posten.

Matthäus Kardinal Lang von Wellenburg
Matthäus Kardinal Lang von Wellenburg, Erzbischof von Salzburg

Dasselbe gilt auch für diverse Königsmäntel, die oft als purpurn bezeichnet werden. Eine interessante Geschichte gibt's noch zu Königsmänteln zu erzählen: Der Legende nach hat man gerne frisch gesalbte Könige in einen neuen Purpurmantel gehüllt. Sprich, solange der König noch grün hinter den Ohren war, war das auch sein Mantel. Wuchs er langsam in sein Amt und seine Verantwortung hinein, wurde der Mantel blau und schließlich tiefpurpur, wenn der König die ersten Amtsjahre überlebt hat.
So einfach wie Hinz und Kunz sich das immer vorstellen, war das Überleben bei den Königen dazumals ja nicht.

Der Königsmantel


Rot | Blau | Gelb | Grün | Lila | Rosa | Braun | Orange | Weiß | Grau | Schwarz

Der Rote Vogel in der chinesischen Legende

Übersicht

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