ZOMG Netspk

Und warum ich meine Tochter nicht Thusnelda nenne.

Weil alles immer denglischer wird und ich mich auf meinem Dachboden hier beim besten Willen dem Ganzen nicht mehr entziehen kann. Das gilt auch für Netspeak und Lolspeak und alle 1337spk Derivate.

Irgendwie ist das schon eine seltsame Sache. Alles wird denglischer, und für die die es nicht wissen, Denglisch ist Deutsch mit Englisch im Mischmasch. Original gesagt ist Denglisch eigentlich eingedeutschtes Englisch wie dieses grauenhafte Wort Brauser. Aber die Grenzen sind so verschwommen, daß ich mir manchmal denke is ja eh alles sausage.

Dieser Kauderwelsch ist genau so wie wissenschaftliche Fachausdrücke und die Formel fürs ewige Leben nur eingeweihten Kreisen verständlich. Ja, als das erste Mal einer stolz sein neues iPhone präsentiert hat, dachte ich auch zuerst das wär der telefonische Bestelldienst für Hansis Freilandeier.

Telefonischer Bestelldienst ist übrigens sowas wie eine Hotline, nur halt auf Deutsch und zehnmal so lang und unpraktisch auszudrücken.

Und als der Nachbar über seinen Carport geredet hat, dachte ich er will einen Mietsparkplatz für den guten alten VW Schwimmwagen vor meinem Fenster einrichten. Meine Lieblingsmarke bei Hemden ist übrigens SALE, das Zeug ist (manchmal) hochwertig, günstig und überall zu bekommen. Nur brauchen sie immer ein halbes Jahr um neue Lieferungen reinzubekommen.

Letztens ist übrigens eine Frau mit ihrem Sohn auf der Straße vorbeigegangen, als sie ihn gerufen hat JUSTIN!!, dachte ich erst es wäre eine neue Wagenladung Amerikaner angekommen. Erst die Fortsetzung des Ausrufes Greif des net oh, des is Pfuigack! barg doch irgendwie einen dezenten Hinweis auf heimische Wurzeln. Dasselbe gilt für Britney, ich meine ist das ein ordentlicher, österreichischer Name?

Es gibt so viele schöne Namen in unserer Sprache. Eberhard beispielsweise, Hadamar, Ehrentrude oder Thusnelda.
Oder wie wärs mit einem hübschen Engelsnamen wie Michael, Gabriel oder Luzifer?
Alternativ können wir auch mit dem Finger willkürlich mit geschlossenen Augen einen Namen aus dem Kalender picken. Palmsonntag beispielsweise.

Nein, da nennen wir unsere Kinder Paris, Lodron und Freezer. Und wenn uns die Hauptstädte und Küchengeräte ausgehen, bleiben immer noch die Monatsbezeichnungen, zumindest 10 davon, weil August und Julia wär ja sprachübergreifend.

Wirklich interessant wirds aber jetzt bei den Berufsbezeichnungen. Liest Mensch mal die Jobs Stellenazeigen, findet er nur noch hochdotierte Posten. Beispielsweise Facility Manager. Wie schon Wolfgang Ambros zu sagen pflegte: A Hausmasta is a Respektsperson. Und jetzt hat er auch noch die passende Bezeichnung.

Beim Rest der Anzeigen kennt sich sowieso keiner aus, vielleicht geht man davon aus dass jeder weiss, dass "Trainees" unbezahlte Praktikanten sind und "Caller" Telefonkeiler. Und andersrum sollte man auch wissen, daß man sich nicht als Key Account Manager bewerben braucht wenn man eine Stelle als Rezeptionist bei der Schlüsselausgabe möchte.

Und jede dritte Firma sucht einen Controller. Früher hieß das Schaffner, aber moment mal, welcher Schaffner musste eine HAK-Matura haben? Dann steht hier in der Samstagszeitung noch Brand Manager. Goil, ich hab schon als kleines Kind gern gezündelt und die Briefkästen der Nachbarschaft in die Luft gesprengt, das is mein Traumjob!

Und zur jährlichen Schafschur rufen wir den Sheepstylisten oder was jetzt?

Whatever.

Whatever? Ahja, wir nähern uns dem wahren Kern der neuen Sprache, nehmen Abstand zu dem Pseudo-Denglisch, das uns auf der Straße begegnet und von Leuten verwendet wird, die einfach nur cool und trendy sein wollen, weder Englisch noch Deutsch können, und keinen Plan von der wahren, dunklen Seite der Macht des Kauderwelschs haben. Wir tauchen ein in die unendlich tiefen Sümpfe des Webs...

Und plötzlich erkennen wir, daß gute alte deutsche Namen international ein Klotz am Bein sind, weil niemand sie aussprechen kann und wir sie dauernd buchstabieren müssen. Glücklicherweise haben einige von uns einen sprachübergreifenden (zweiten) Vornamen. Passt das nicht, nennen wir uns halt _-~*°dAc001dUd3°*~-_ und alle können das lesen. Wer's nicht kann ist ein Lamer, nicht zu verwechseln mit dem Dramalama.

Wäre ja nicht so, daß am Taufamt der Urkundenhoschi stünde und wenn ich sage mein Sohn solle Franz heissen, postwendend retourniert name taken.
Wär ja nicht so, und Franz beispielsweise wäre international. Ob Franky, Francesco, Francois oder Franjo. Das versteht jeder. Also fast jeder. Deswegen heiße ich ja auch so, zumindest sobald ich den deutschen Sprachraum verlasse.

Wir erkennen, daß eine Online Community weder als Versammlung von Ringeltauben auf der Wäscheleine gelten kann, noch eine linkspolitisch orientierte WG von Telefonisten ist. Daß wir das Phänomen ja gar nicht anders beschreiben können als eben als Online Community. Wir erkennen andererseits, daß das Wort Handy beileibe nicht international ist und eigentlich nix bedeutet.

Darüberhinaus weiß man im Internet die Unterscheidung zwischen Webseite und Website zu schätzen, weil ersteres ist eine Seite und zweiteres das ganze Konstrukt zusammengehöriger Seiten. Und wennst das auf Deutsch ausdrücken willst, wirst zum Schwammerl. Genauso Schwammerl wirst wennst irgendwo Brauser liest (Es gibt so eine Duschsuchtneurose hab ich gehört. Sind Sie Raucher? Trinker? Brauser?), oder einem erklären willst daß die URL zu einer Subdomain gehört, während die Toplevel allerdings nicht .cc sondern .uk ist. Schreibst ihm auch noch das deutsche Äquivalent zu "er soll sich doch das Open Source Programm ziehen", bist völlig hinüber.

Bei den Spielen tu ich mir doppelt schwer, weil ein Level ist ein Level, das kannst weder mit Ebene noch Stufe übersetzen. Und übersetz mal Gamer, ich schätze nicht einer unter 1000 Gamern steht in seiner Freizeit auch noch beim einarmigen Banditen und wirft sein Jausengeld rein. Das braucht er doch für die nächste DLC.

Und außerdem sprechen Gamer verschiedener Spiele auch noch verschiedene Sprachen! Ich hab zu meiner Zeit Ultima Online gedaddelt, und rede ich heute mit einem WoW-Freak (eh auch schon tot und begraben) versteht der eine nicht was der andere sagt. Ich meine wir gingen in den Dungeon, während er eine Instanz klarmacht. Wir jagten den Champion während er einen Bossfight meint. Und wenn ich sage ein Dexxer mit Bless owned jeden Tamermage, ernte ich einen Blick mit untertassengroßen Augen.

Wir lernen Menschen kennen, die zwar Englisch als Muttersprache haben, aber trotzdem tippen wie ein brennendes Hamstergeschoß am Cembalo. Da wird gechattet und geroflt, da werden neue Sprachen erfunden, die nur noch Webgeeks verstehen. Und wer trendy ist, ist schon lange lame und wird ausgelolt weil nicht die Trends sondern die Memes teh webz rulzn. Und es sind so viele Leute auf der Schnur, daß selbst die ältesten und abgedroschensten Memes wiederkommen wie unsere alten Friends vom Graveyard of the Kuscheltiers.

Na gut, wer nur im Netz ist um sich die Knete für die Zeitung zu sparen, kriegt das wahrscheinlich garnicht mit. Aber die wahren Tiefen (und Untiefen) on teh webz sind wie ein außer Kontrolle geratenes Cyberimplantat. Und ich rede jetzt nur vom normalen Web, nicht vom Deep Web oder gar dem Darknet. Jaha, wie das Meer wirds auch dunkler, je tiefer man runtertaucht und die Fische da unten willst nicht mehr wirklich sehen.

Und Worst Case ist meine derzeitige Condition, ich kann net mal mehr nen ordentlichen Content publishen, ohne auf jeder Seite 0.65 Lolspeak Expressions und Rotwelsch 2.0. zu includen. Roflmao. Und wenn die User dann bitchy werden, locken wir einfach den Thread 4lulz. Als Reason können wir immer noch Zomg dudz, gtg, mah nutz r burning angeben und nen Conlost initiieren. Right?

Und wieso habe ich als Titelbild ein Stoamandl?
Weil die genauso sinnfrei sind wie der Artikel hier.

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